Samstag, 25. Mai 2013

Gestaltung eines Fächerahorns (Acer palmatum)

Diesen Baum habe ich auf gut Glück bei Ebay ersteigert, ich hatte ein Gefühl, daß er vielleicht was werden könnte. Als er nach 2 Tagen ankam, habe ich mich gleich an die Gestaltung gemacht. Ich war positiv überrascht

Ich habe eine Vorderseite bestimmt, ihn nach rechts gelehnt, ein wenig zum Betrachter geneigt und die Äste durchgedrahtet. Nur 2 kleine unten habe ich entfernt.
Er wurde schon lange in einem kleinen Topf kultiviert, der Wurzelballen ist schön klein. Jetzt steht er in einem etwas größerem, um ihm mehr Platz für Wachstum zu verschaffen. Die Wurzeln habe ich nicht bearbeitet, dafür ist es bereits zu spät. Nächstes Jahr kommt er eventuell in eine schöne Bonsaischale. Oder in eine größere Kiste, das würde das Wurzelwachstum eher beschleunigen.








































Nun geht es darum, die Verzweigung und damit auch die Form der Krone weiter aufzubauen. Den Wurzelansatz konnte ich mir noch nicht anschauen, aber nächstes Jahr entscheide ich, ob und wie er gestaltet werden muss. Da vom Vorbesitzer immer regelmäßig ein Wurzelschnitt durchgeführt worden ist, habe ich gute Hoffnungen.


Nun muss ich täglich kontrollieren, daß der Draht nicht einwächst. Falls doch, wird der Draht abgenommen und neu angelegt. Eigentlich ist es ratsam, Ahorne im Winter nach dem Blattabwurf zu drahten, da hier kein Dickenwachstum stattfindet, und den Draht im Frühjahr abzunehmen, wenn das Wachstum einsetzt. Ich bin aber zu ungeduldig. Der Draht wurde locker angelegt, somit sollte er nicht zu schnell einwachsen. Auch ist darauf zu achten, die zarte Rinde nicht zu beschädigen, das geht bei Ahornen sehr schnell. Diesmal ist alles gutgegangen.




Montag, 20. Mai 2013

Erstgestaltung einer Feldulme (Ulmus minor)

Diese Ulme fand ich wegen der Stammbewegung und dem alten Stamm ganz interessant. Leider hat sie nach unten zum Wurzelansatz hin eine einseitige Verjüngung, sowie knotige Verdickungen, weil der Vorbesitzer viele Äste an einer Stelle hat wachsen lassen. Diese Eigenschaften kann man aber durch Abmoosen und Neuaufbau des gesamten Baumes verbessern. Wenn man einen Zeitraum von mindestens 15 Jahren einplant, kann daraus vielleicht ein einigermaßen ansprechender Baum werden.







So kam der Baum bei mir an. Nach dem ersten Rückschnitt hatte der Vorbesitzer dem Wachstum freien Lauf gelassen, um eventuell eine Besenform zu gestalten. Mir schwebte aber eher eine frei aufrechte Form vor.









Hier ist zu sehen, das der Baum an den Stellen, wo Äste und Zweige entspringen, "verknubbelt" ist. Da so etwas in der Zukunft nie und nimmer verwächst, sollte hier so früh wie möglich gegengesteuert werden. Also muss radikaler zurückgeschnitten werden, als ich ursprünglich geplant hatte. Mit Blick in die Zukunft aber ist dieser Schritt notwendig, um eine schöne Linie von Stammansatz bis zur späteren Spitze zu bekommen.




Der dicke, nach oben wachsende Ast wurde komplett entfernt, der rechte sollte als Hauptast verbleiben. Der Zweig, der an diesem Knick nach oben wächst, sollte als neue Spitze aufgebaut werden. Da der Knubbel jedoch weg musste, musste dieser mit entfernt werden. Der Ast, der hinter dem alten Knubbel entspringt, wird als 2. Ast aufgebaut werden.












Die Knubbel im Detail. Das würde auf ewig häßlich bleiben.







Der Knoten wurde komplett zurückgeschnitten, was den Baum nun auf die ersten Äste links und rechts reduziert. An der Biegung des 2. Astes befinden sich schlafende Knospen, wo die neue Spitze entsehen wird. Diese werde ich zurück nach links neigend gestalten, so daß sich eine schöne Stammbewegung entwickeln sollte.






















Mal schauen, ob etwas draus wird :) Nun steht er in einem größeren Topf, damit er sich frei entfalten kann. Den Rest werden die Jahre vorgeben.



Gestaltung eines Feldahorns (Acer campestre)


Diesen jungen Feldahorn habe ich vor kurzem erstanden und gestaltet. Er wurde vorgestaltet, dadurch bot sich durch die schon vorhandenen Äste die klassische, frei aufrechte Form an. Ich musste ihn nur auffächern und die Aststellungen anpassen und wenige Äste entfernen.





Nun geht es darum, die Verzweigung zu fördern und Lücken mit neuen Ästen zu schließen. Ob ich den Wurzelansatz noch verbessere werde ich nächstes Jahr beim Umtopfen entscheiden.

Mittwoch, 8. Mai 2013

Gestaltung eines Ficus benjamina `pandora´

Diesen Ficus habe ich seit einem Jahr bei mir stehen, der ursprüngliche Plan war, die Form so zu belassen und die Verzweigung weiter zu fördern. Dann habe ich mir die Aststellung angeschaut und festgestellt, daß da mehr rauszuholen ist.

Also fing ich an, mir eine frei aufrechte Form vorzustellen, schaute nach Ästen, die dafür zu gebrauchen waren und drahtete den Stamm als erstes.

Es war schwierig, eine Form rauszuarbeiten, vor allem bei der Biegung habe ich mehrere Anläufe gebraucht. Erst wurde eine Bewegung nach links gestaltet, aber der unterste Ast wollte nicht so richtig ins Bild passen. Also versuchte ich, diese Bewegung wieder vorsichtig zu korrigieren. Wenn man den Stamm bei dieser Sorte vor dem Drahten ein wenig in verschiedene Richtung biegt, ist es am Ende leichter, mit Draht eine Form zu biegen.




Als ich den Stamm so hatte wie ich es passend fand, habe ich das Bäumchen von unten nach oben durchgedrahtet. Dabei habe ich schon darauf geachtet, welche Äste weg sollten, und welche ich für die Gestaltung brauche.

Direkt am ersten Knick habe ich also den ersten Ast, der den Hauptast bilden wird. Ausserhalb der nächsten Biegung, wenn der Baum wieder nach oben geführt wird, habe ich den 2. Ast belassen.





Dieser kleine Ast zum Beispiel war für mich nicht zu gebrauchen. Er wächst in die selbe Richtung wie der 2. Ast, und ist zudem zu dünn, um im unteren Bereich als schwerer Ast zu dienen. Und durch das Entfernen des Astes schaffe ich einen Negativbereich, der die Stammbewegung betont und durch belassen einer kleinen Lücke noch für Spannung sorgt.


























Die Aststellung ist nun wie folgt:

Links der Hauptast, dann rechts der 2. Ast, dann folgt der für die Tiefenwirkung (Ich habe 2 Äste für die Tiefe behalten, um später den Besseren auswählen zu können, und falls einer wegtrocknet habe ich noch einen übrig)
Rechts wieder ein Ast für das Aufrechterhalten der Silhouette.











Wollte ich zumindest, dann habe ich auch den entfernt, um den Rhythmus beizubehalten und weil er auf gleicher Höhe wie der rückwärtige Ast war. Ich habe ja mit dem diesem geendet, der. 2 Ast zeigt schon nach rechts, also brauche den nächsten nach links.
Wenn der hintere Ast (schwer zu sehen) eine bessere Verzweigung hat, füllt er den Raum aus, der jetzt als Lücke erkennbar ist. Oder ich stauche den Baum in der Mitte noch ein wenig, was die oberen Äste weiter nach unten bringt, somit wird die Lücke auch kleiner.





Nun ging es ans Drahten der Spitze.















Auch hier müssen noch Äste gehen, der rechte z.B. um die Spitze des Baumes zu definieren.








So langsam nimmt er er Form an.












Die Spitze ist fertig. Freue mich schon auf die feinere Verzweigung, die durch ständigen Rückschnitt entstehen wird.








Jetzt lasse ich ihn in Ruhe, damit er sich erholen kann.
Ich finde diese Form interessanter als die Alte, viel mehr Bewegung und bessere Aststellung als bei der Ausgangsform.

Der Baum neigt sich noch zu sehr nach vorne, es ist schwer, eine zufriedenstellende dreidimensionale Form zu definieren. Übung macht den Meister.
















Ziemlich am Ende des Winters hat der Baum mir Sorgen bereitet, er ließ alle Blätter vertrocknen und sie rollten sich ein. Ich habe mit einer Plastiktüte reagiert, und er hat zum Glück wieder ausgetrieben. Die Tüte erhöht die Luftfeuchtigkeit. Eine Stunde am Tag habe ich sie abgenommen, zum Lüften.  Ich weiß nicht was es war. Jetzt erholt er sich zumindest wieder, ein Glück!



Ich habe gehört, viele Düngen den Baum, wenn er schwächelt, aber wenn er keine Blätter hat, verringert sich die Transpiration und der Dünger kann durch den geringeren Wasserfluß nicht abtransportiert werden. Das damit verbundene Aufkonzentrieren des Mineraliengehaltes im Boden kann zu Wurzelverkümmerung führen! Erst wieder düngen, wenn sich die neuen Blätter entfaltet haben. Den alten Dünger hatte ich entfernt.

So sieht der Baum heute aus, kahl, aber am Leben.  Er treibt fröhlich nach.





Ich habe in der Mitte den rechten Ast verloren, aber da diese Art gut am Stamm nachtreibt, brauche ich mir keine Sorgen zu machen, ihn später ersetzen zu können.


Das war´s mit der Gestaltung. War ein schönes Abenteuer, ich habe viel gelernt dabei. Traut Euch, viele haben Angst oder mögen das Drahten nicht, aber das Erfolgserlebnis ist einfach klasse, wenn der fertige Baum vor einem steht. Und wenn man´s nicht macht, kann man´s auch nicht lernen :) Ich lerne mehr durch´s selbst gestalten und Fehlern als durch Bücher.

Auf bald,

André










Sonntag, 5. Mai 2013

Gestaltung einer Picea abies `nidiformis´ - Nestfichte

Liebe Bonsaifreunde,

in einem Bonsailaden hatte ich im späten Winter eine Nestfichte als Rohmaterial gefunden, die ich interessant fand. Das kleine Ding war noch nicht vorgestaltet, also habe ich mich, zusammen mit dem Ladenbesitzer, gleich an die Arbeit gemacht.



Als erstes folgte das Auslichten, das heißt, alle für meine Gestaltungsidee unnötigen Äste entfernen bzw. zu kürzen. Danach folgte das Drahten der Äste, einige waren richtig Dick, also musste ebenso dicker Draht verwendet werden. Das ist das gute Stück nach dem Drahten:


Eine schöne Verjüngung ist erkennbar, auch der Astaufbau ist akzeptabel. Der Baum hat nun eine klare Bewegung nach Rechts, es wäre zu überlegen, den linken Ast irgendwann komplett zu entfernen und den nach rechts verlaufenden als Hauptast zu behalten. Dann bliebe aber der für die Tiefe zuständige Ast als erster Ast, ob ich das so möchte weiß ich noch nicht.
So wurde der Baum dann erstmal im Laden überwintert.
Vor kurzem habe ich den Baum in eine Mondschale gesetzt, die die Neigung nach rechts noch betont und den Baum so in der Schale fixiert.


Die Fichte treibt nun munter aus, also hat sie alles wunderbar überstanden.
Wenn Fichten die Knospen ausgebildet haben, ist es ratsam, dann eine Auswahl der Knospen zu treffen, die für die weitere Gestaltung wichtig sind. Zum Beispiel nicht mehr als 2 Knospen an den Ästen lassen, und die nach außen zeigenden zu belassen. Alle inneren Knospen weg pinzieren, es sei denn man hat eine, deren Austrieb für einen neuen Ast benötigt werden könnte. So wird die Kraft des Baumes in die richtige Richtung gelenkt und wächst zur angestrebten Gestaltung hin ausgeglichener.
Die Neigung des Baumes wird später noch weiter nach rechts verändert. Ob ich den Wurzelknubbel links noch wegbekomme, weiß ich noch nicht, dafür gucke ich mir nächstes Jahr den Wurzelballen komplett an - weil ich dieses Frühjahr zu spät umgetopft hatte, konnte ich am Wurzelballen nicht viel machen.

Der Rest muss sich nun über die Jahre entwickeln, ich bin ganz gespannt.

Viele Grüße

André