Sonntag, 30. September 2012

Ficus microcarpa, Lorbeerfeige, Gestaltung

Liebe Bonsaifreunde,

in den letzen 2 Tagen habe ich einen Ficus microcarpa gestaltet. Es wird herbstlich, die Freilandbonsai machen sich für den Winter bereit, und damit ich im Winter auch etwas zu tun habe, habe ich mir diesen Baum zugelegt. Solch schönes Material zu bekommen ist in Deuschland nicht ganz einfach. Dann habe ich sie entdeckt:




Diese Pflanze wurde vor 3 Jahren von einem Steckling ausgehend als Felsenpflanzung geplant und vorbereitet.
Nach der Grundgestaltung wurde sie erstmal wachsen gelassen und durch regelmäßigen Schnitt weitestgehend in Form gehalten.






















Viele Äste vorhanden, die Pflanze wurde gut gepflegt.





Auch lange Äste müssen irgendwie in Form gebracht werden.















Erstmal wurde die Blattmasse reduziert, damit ich mir einen besseren Überblick schaffen kann: da kam ganz schön was runter. Bei Ficus ist darauf zu achten, ein Blatt oder eine Knospe am Ende des Astes zu belassen, sonst wird der Ast warsch. abgestoßen. Bei einem vollständigen Blattschnitt ist dies natürlich unproblematischer.

Dann ging es ans Drahten, ich habe von unten Angefangen und mich nach oben hochgearbeitet, erst die dicken, dann die dünnen Drähte. Hier hilft eine geringere Blattmasse auch enorm!






 



Nachdem der dicke Draht angelagt war, habe ich versucht, schonmal eine Form in den Baum zu bekommen. Jetzt sieht er schon bonsaiähnlicher aus.







Es ist erstaunlich, wie biegsam der Ast unter Zuhilfenahme des Drahtes ist.
Als ich ohne Draht versuchte, mir kurzzeitig zum Test eine Form zurechtzubiegen, war das kaum möglich. Jetzt unterstützt der Draht mein Vorhaben, und der Ast bleibt gleich in Stellung. Wunderbar!

Dieser Ast ist nicht gut gedrahtet! Das habe ich erst gemerkt, als ich einen weiteren parallel zu ihm anlegen wollte. Der Draht hätte an der Gabelung in kürzerem Winkel angelegt werden sollen.

 








Hier erkennt man das ganz gut. Dort, wo der Draht absteht, kann er nicht parallel geführt werden.





















Ist der Draht enger an der Gabelung, fällt das Drahten leichter!













Ich hoffe, der Unterschied ist zu erkennen.
Jetzt geht es ganz einfach. Langsam wird mir bewusst, wie wichtig es ist,  den Draht im richtigen Winkel und gezielt anzulegen. Dies ist nur durch Ausprobieren zu erlernen.

KNACKS!

Dieser Draht war wohl zu dick, es war zuviel Kraft nötig, den Ast zu biegen, und dadurch gab es einen Ruck. Zum Glück habe ich noch 2 Zweige links und rechts zur Verfügung, die ich als Verlängerung benutzen kann. Hier zu kitten bringt nichts mehr, dieser Ast stirbt an dieser Stelle ab.




Damit diese Zweige schneller zu Ästen werden, dürfen Sie freizügiger wachsen. Freier Wachstum führt zu schnellerem Dickenwachstum, in 2 Jahren ist dies wieder ausgeglichen.



Phänomenal, wie sich der Stamm biegen lässt. Vorsichtig natürlich!













Zur Spitze hin sollten Bäume feineres Astwerk haben. Dicke Knollen schneide ich also heraus, und nutze feinere Zweige für die Gestaltung.  
Da die Spitze nach unten gedrückt werden soll, habe ich den Draht oben enden lassen. Eigentlich ist es ratsam, den Draht am Astende abzuschneiden.




Durch das Umpositionieren des Stammes, der Äste und Zweige sind viele Blätter auf dem Kopf gestellt worden- so ist keine effektive Photosynthese möglich, und der Baum braucht Energie, diese Umzudrehen oder Abzuwerfen.
Diese Energie könnte auch genutzt werden, um nach einen Blattschnitt gleich alles neu austreiben zu lassen.


 


















Viel Grün ist entfernt worden, stundenlanges Drahten liegt hinter mir.
Aber langsam sieht der Baum wie ein Bonsai aus.





Der Baum ist jetzt durchgedrahtet, jetzt positioniere ich alles in eine erste Form.























  Die Spitze kann noch enger gestaltet werden.


Ich habe mich nun doch entschlossen, den Baum kompett vom Grün zu befreien. Er ist gesund und sollte es verkraften. Über den Sommer hat er genug Energiereserven sammeln können. Die Blätter sollen nun zahlreicher und kleiner nachkommen, die Verweigung wird auch gleich feiner. Sollte er schwächeln, werde ich eine durchsichtige Plastiktüte drüber stülpen, um die Luftfeuchtkeit zu fördern- dies kann auf alle kränkelnden Ficus angewendet werden!







Der 2. Ast von unten ist absichtlich so gerade, da er angeknickt wurde.






Es ist schwierig, Photos zu machen, die den Baum wie in Natura zeigen,

Der Baum ist nun gedüngt und steht in der Wohung am Fenster, vor direktem Sonnenlicht erstmal geschützt. In eineinhalb bis 2 zwei Monaten sollten die Blätter erscheinen.


Bis bald,

André

Freitag, 14. September 2012

Entdeckung einer bonsaitauglichen Fichte

Ich habe heute eine Fichte gefunden, welche ich eines Tages ausgraben werde. Sie ist ca. 60 cm hoch und sehr gesund. Sie hat genug Äste in der Krone, die zum Gestalten lang genug und gut positioniert für einen späteren Bonsai sind. Ich habe noch nicht so viele Photos, vor allem das Innere war schwer zu fotografieren. Ich werde mich sehr genau informerien, wie ich den Baum rausbekomme, um ihn nicht zu gefährden. Ich bin total aufgeregt! Ich werde die einzelnen Schritte posten wenn ich soweit bin. In ein paar Jahren wird bonsaiempire den Baum als Baum des Jahres bei google+ posten :) Spass beiseite, ich glaube der kann was werden! Drückt mir die Daumen!!

I found a tree that I want to dig out someday. its a spruce, about 60 cm high and well grown. The trunk has a nice movement, and there are enough branches at the right position to style a bonsai from. I do not have enough photos yet, especially from the inside. I will inform myself very thoroughly that i will not damage it after it is digged out. Im very, very excited! I will post every step i take. In many years bonsai empire will post this as tree of the year :) I´m just kidding! Wish me luck!







Bis bald, André

Montag, 10. September 2012

Erstgestaltung Hainbuche "Carpinus betulus"

 Liebe Bonsaiverrückte,

an diesem Baum konnte ich nicht vorbeigehen, ohne ihn einzupacken - aus irgendeinem Grund faszinierte er mich. Ich nahm in hoch, drehte ihn, stellte ihn wieder ab, lief weiter, um mir andere Bäume anzugucken. Aber das unscheinbare Ding ging mir nicht aus dem Kopf. Also nahm ich ihn mit nach Hause.

Eigentlich wollte ich ihn bis zum Frühjahr unangetastet stehen lassen, aber es packte mich doch und ich holte das Werkzeug aus dem Keller:

Der Wurzelballen füllte das komplette Tongefäß aus, ein Zeichen dafür, dass der Baum bestimmt schon über 2 Jahre nicht umgetopft wurde. Also würde ein Drahten für den Baum keinen übermäßigen Stress bedeuten, da das Umtopfen lange genug her ist und die Wurzeln ihre Arbeit ohne Einschränkungen verrichten können.

Als erstes verschaffte ich mir einen genauen Überblick darüber, was machbar ist und was ich für die Erstgestaltung erreichen möchte.

Also schaute ich mit den Baum von allen Seiten nochmal genau an.
Interessant waren der Astaufbau, es ist alles vorhanden, was eine erfolgreiche Entwicklicklung möglich machen könnte. Äste verteilt an allen Seiten, Äste für die Tiefe, und bei der Spitze werden die Astabstände kleiner als bei den unteren. Wunderbar!
Kleine Probleme gibt es natürlich auch, so gibt es an der Spitze zu dicke Äste, so dass diese in der Zukunft umgestaltet werden müsste. Dies ist aber in ein bis zwei Sommern zu erledigen.



 Der Wurzelansatz kann mittels Abmoosen nächstes oder übernächstes Frühjahr bis in den Herbst hinein verbessert werden. Das hat bei der Zelkove gut geklappt, also wird das hier auch kein Problem werden.





Diesen Knick im untersten Ast finde ich sehr aufregend. Mittels Draht werde ich ihn aber noch bearbeiten, so dass er nicht so nach oben wächst, was den Verlauf natürlicher aussehen lässt. In der Natur sind die unteren Äste i.d.R. die schwersten, so dass sie sich nach unten biegen. Mal schauen ob ich das hinbekomme!







Bei diesem Bild sieht man schön den dichten Bewuchs. Eine Verjüngung ist noch nicht richtig vorhanden, zu erkennen ist rechts der dicke, nach oben verlaufende Abschluss des Baumes. Hier habe ich kleine Zweige entdeckt, die ich für die neue Verjüngung benötige und nutzen werde.







 Nun die Ansicht der anderen Seite. Das ist für eine Spitze viel zu massiv! Und es wirkt sich negativ auf die Silhouette des Baumes aus, da es aus der aufrechten Form herausragt und diese verlagert.










 Hier habe ich einen Zweig entdeckt, der mir für die neue Spitze geeignet erscheint.









Dort setze ich an! Der Entschluss ist gefasst!















Zack! Sieht jetzt schon besser aus.














So ist die Verjüngung wenigstens schonmal simuliert... Über die Jahre wird sie durch regelmäßiges Pinzieren feiner werden.

























Nun wird der werdende Bonsai ausgelichtet.
Ich schneide Äste so ab, dass ich Knospen stehen lasse, die ich nächstes Jahr in die Gestaltung einbringen will. Hier versuche ich also schon einzuplanen, wie das Wachstum nächstes Jahr werden wird.










 Ab ist ab!






Nun folgt das Drahten. Ich drahte von unten nach oben. Schön zu erkennen ist der abgeknickte Ast, dem ich ein wenig von der nach oben gerichtete Wuchsrichtung nehmen will. So etwas akribisch zu drahten ist schwierig, gerade für Anfänger wie mich. Also einfach machen. Ich hoffe, die Drahtstärke reicht aus.









Abenteuerlich, aber zweckmäßig.












Nun gebe ich dem Ast die gewollte Richtung, vorsichtig, Stück für Stück.


Die Biegung wird durch den Draht fixiert und gehalten. Der Druck auf den Ast ist groß, ich glaube aber, da im Herbst und Winter keine Wachstumphase ist, dass sich der Ast nicht verdickt und keine Druck- und Einwachsstellen entstehen. Im Frühjahr wird der Draht entfernt, und die Position sollte fix sein.








Ich benutze den Draht auch für den dünnen Zweig. Das ist nicht ganz so einfach, da der Ast bei falscher Technik brechen kann. Eigentlich nimmt man hier dünneren Draht. Da es sich hier aber beim Wickeln automatisch ergab, lass ich das erstmal so.









Damit das Ganze auch wirklich hält, wickle ich parallel noch zusätzlich Draht mit einem kleineren Durchmesser. Buchenäste sind sehr schwer zu biegen, merke ich gerade -auch bei kleinerem Durchmesser - also gehe ich auf Nummer sicher.








Den linken und rechten Ast habe ich verbunden, und den rechten auch doppelt gedrahtet. Ich möchte ihn nach unten biegen, so ist es auch bei alten Bäumen in der Natur zu beobachten.











Nicht hübsch der Draht, aber auf das Endergebnis kommt es an! Wenn er rechtzeitig weggenommen wird, sind keine Spuren mehr zu erkennen.









Das Drahten wird fortgeführt.
Draht parallel zu führen fordert Fingerspitzengefühl.
Das muss ich noch verfeinern :)















Das vorläufige Ergebnis. Den 2. Ast links habe ich an der Basis nach hinten gebogen, dann an der Spitze wieder nach vorne, um Tiefenwirkung zu erzeugen. Der nächste Ast rechts kommt ein wenig nach vorne, der Ast obendrüber sorgt für die weitere Tiefenwirkung.


















Ein Beispiel dafür, wofür eine Auslichtung auch gut sein kann, zeige ich hier. Das Blattwerk ist zur Anbringung eines Drahtes zu dicht.









Nun ist der Astverlauf klarer zu erkennen und es ist genug Platz, den Draht zu führen.





















Diese zwei Äste entspringen an einem Punkt, was als Nachteil ausgelegt werden kann.
Ich versuche, sie an der Basis näher aneinander zu bringen, und einen dann für die Tiefenwirkung und einen als seitlichen Ast zu benutzen. Das heißt, an der Basis werden sie zusammen geführt und an der Spitze wieder auseinander.


 
























Draht in allen Stärken sollte immer genug zur Verfügung stehen.













Das Ganze von oben betrachtet.


















Die Spitze ist, wie anfangs auch erwähnt, noch nicht ausgereift. Diese 2 Äste entspringen an einem Punkt und sind genauso Dick wie der erste Ast unten. Hier wurde der baum mal abgeschnitten, um die Höhe zu definieren. Die Astdicke sollte optimalerweise von unten nach oben abnehmen, wie es in der Natur bei älteren Bäumen auch zu beobachten ist.
Da es sich aber um Rohmaterial handelt, dass erst in 10 Jahren als Bonsai bezeichnet werden kann, habe ich genug Zeit, alles zu Verfeinern.










Die Spitze von vorne im Detail.
















Und ein wenig von der Seite. Ich habe die Spitze am Ende noch veändert, aber kein Photo mehr davon. Eigentlich muss sie noch kürzer werden.











Nun ist die vorläufige Gestaltung beendet. Nächstes Jahr werde ich die Verzweigung gezielt fördern und den Baum umtopfen, und auch die Wurzeln auflockern.




Ich bin gespannt, wie er sich entwickelt!

Ich habe heute per Zufall ein Bild entdeckt, wie ich das in Zukunft gerne ungefähr hinbekommen würde:


Ob das klappt?

Ich halte Euch auf dem Laufenden!

Viele Grüße

André